Die betriebliche Krankenversicherung, kurz bKv, ist die jüngste Schwester in der Familie der betrieblichen Versorgungssysteme, zu der auch Instrumente wie die Betriebsrente sowie die betriebliche Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung gehören. Die bKv ist allerdings eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers, der mit der betrieblichen Krankenversicherung eine Alternative zur Lohnerhöhung oder Bonuszahlung hat und in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investieren kann.
Warum lohnt sich der Abschluss einer betrieblichen Krankenversicherung?
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist eine vom Arbeitgeber unterstützte Absicherung für den Krankheitsfall, die als sinnvolle Ergänzung zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gedacht ist.
Privat versichert zum Nulltarif
Sie soll also die Krankenversicherung des Mitarbeiters nicht ersetzen, sondern dort ergänzen, wo Versicherungslücken durch die GKV drohen. Dabei ist der finanzielle Aufwand für eine bKv durch attraktive Gruppentarife gering. Zahlt – wie in den meisten Fällen – der Arbeitgeber die Prämien, können gesetzlich Versicherte sogar zum Nulltarif in den Genuss privater Gesundheitsleistungen kommen. In manchen Unternehmen einigen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf eine hälftige Übernahme der Kosten, in anderen Betrieben zahlen die Angestellten den Versicherungsbeitrag komplett aus eigener Tasche und nutzen dafür steuerliche Vorteile.
Gesunde Mitarbeiter – produktives Unternehmen
Mit der betrieblichen Krankenversicherung steht Unternehmen ein vielseitiges Werkzeug zur Mitarbeiterbetreuung- und werbung zur Verfügung. In die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu investieren ist immer eine gute Idee. Denn wird der Krankenstand durch die Nutzung von Vorsorgemaßnahmen und einer besseren ärztlichen Behandlung im Krankheitsfall niedrig gehalten, werden Fehlzeiten reduziert und die Produktivität gesteigert. Vorausschauende Unternehmer kümmern sich deshalb persönlich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Zum Beispiel mit einer maßgeschneiderten betrieblichen Krankenversicherung, die neben den klassischen Bausteinen für Zahnbehandlungen oder Vorsorgeuntersuchungen ebenso Angebote wie Rückenschule oder Stress-Management umfasst.
Darüber hinaus trägt das Angebot einer zusätzlichen Krankenversicherung zu einem positiven Betriebsklima und zur Bindung und Motivation qualifizierter Mitarbeiter bei. Auch neue, gute Arbeitskräfte werden heute von Unternehmen, die sich um ihr Personal kümmern, angelockt. So steigert die Extra-Versicherung das Image als attraktiver Arbeitgeber. Die Möglichkeit einer günstigen oder gar kostenlosen Krankenzusatzversicherung für Belegschaften überzeugt gerade in Zeiten stetiger Leistungskürzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Versicherungsplus mit wenig Aufwand
Das Leistungsplus kann das Unternehmen überdies mit einem Minimum an Verwaltungsaufwand in die Tat umsetzen. Durch die Unterstützung des Versicherungsanbieters ist schlankes Handling garantiert. Bei der betrieblichen Krankenversicherung schließt der Arbeitgeber in der Regel für die gesamte Belegschaft oder festgelegte Gruppen eine Zusatzversicherung bei einem Anbieter privater Krankenversicherungen ab. Meist übernimmt er auch die Zahlung der Beiträge. Der Arbeitgeber ist Versicherungsnehmer (VN), der Arbeitnehmer versicherte Person (VP). Ein bKv-Vertrag kann, je nach Versicherungsunternehmen, bereits für Betriebe mit einer Arbeitnehmerzahl ab fünf sozialversicherungspflichtigen und gesetzlich krankenversicherten Mitarbeitern vereinbart werden.
Welche Leistungen sind im Rahmen einer betrieblichen Krankenversicherung mitversichert?
Als Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung sind die einzelnen Tarifbausteine der betrieblichen Krankenversicherung individuell wählbar. So können Unternehmen speziell die Module wählen, die für ihre Mitarbeiter als besonders sinnvoll erscheinen. Zu den Favoriten der privaten Zusatzversicherung zählen:
- freie Arztwahl
- freie Krankenhauswahl mit Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer
- Chefarztbehandlung
- Zahnvorsorge und -behandlung
- Kostenübernahme für Zahnersatz
- Kostenübernahme für Brillen oder Kontaktlinsen
- Heilpraktikerleistungen
- Vorsorgeuntersuchungen
- Krankentagegeld
- Reisekrankenversicherung
- Gesundheitsmanagement im Unternehmen
Ein großer Vorteil der betrieblichen Krankenversicherung: Die Police gewährt für alle in die Versicherung aufgenommenen Mitglieder sofortigen Schutz ohne Wartezeiten und umfasst bei den meisten Gesellschaften auch bereits laufende Behandlungen. Die ansonsten bei privaten Krankenversicherungen übliche Gesundheitsprüfung entfällt. Die bKv schließt damit nicht nur beunruhigende Versorgungslücken bei der Krankenversicherung, sondern ermöglicht über die Gruppenverträge auch Personen, die aufgrund chronischer oder schwerwiegender Erkrankungen durch die Gesundheitsprüfung fallen würden, eine private Krankenversicherung.
Über die betriebliche Krankenversicherung können außerdem Angehörige privat abgesichert werden. Ehepartner, Lebensgefährten in häuslicher Gemeinschaft sowie Kinder bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres erhalten auf Antrag und je nach Tarif mit oder ohne Gesundheitsprüfung ebenfalls die günstigen bKV-Konditionen. Mancher Arbeitgeber ist sogar bereit, die Kosten für Familienangehörige voll zu übernehmen; dann genießen Partner und Kinder die Sonderkonditionen für Betriebsangehörige und müssen zum Beispiel keine Gesundheitsprüfung durchlaufen.
Was sollte ich beachten, bevor ich eine betriebliche Krankenversicherung abschließe?
Gut zu wissen: Für die Hälfte aller Arbeitnehmer werden zusätzliche Vorsorgeleistungen immer wichtiger. So sehen die stark umworbenen Fachkräfte das Angebot einer betrieblichen Krankenversicherung als ein maßgebliches Argument für einen potentiellen Arbeitgeber. Die Mehrheit bevorzugt dabei ein arbeitgeberfinanziertes Modell.
Günstige bKv nur als Gruppentarif
Die betriebliche Krankenversicherung steht ausschließlich Arbeitnehmern offen, die Mitglied in einer gesetzlichen Krankenversicherung sind. Sie kann nur als Gruppenversicherung abgeschlossen werden. Entweder für die gesamte Belegschaft oder auch für eine ausgewählte Gruppe. Durch den von der Versicherung gewährten Mengenrabatt sind die Prämien für eine betriebliche Krankenversicherung erheblich günstiger als für eine individuell abgeschlossene Police. Dafür müssen allerdings je nach Anbieter mindestens fünf, zehn oder zwanzig Mitarbeiter zur Belegschaft gehören. Viele Versicherer verlangen zudem, dass mittelständische Firmen mindestens 50 Prozent, größere Unternehmen mindestens 25 Prozent ihrer Mitarbeiter versichern lassen.
bKv ist ein geldwerter Vorteil
Zahlt der Arbeitgeber die Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung, erhält der Arbeitnehmer indirekt einen höheren Lohn, also einen geldwerten Vorteil. Seit 2014 akzeptieren die Finanzminister von Bund und Ländern Gruppenkrankenversicherungen im PKV-Bereich nicht mehr länger als Sachlohn und behandeln solche Leistungen als Barlohn. Deshalb müssen Arbeitnehmer auf den bKV-Beitrag als Gehaltsbestandteil grundsätzlich ganz normal Steuern und Sozialabgaben zahlen. Arbeitgeber sind daher verpflichtet, ihre Mitarbeiter in die Entscheidung für oder gegen eine betriebliche Krankenversicherung mit einzubeziehen.
Der Arbeitgeber kann jedoch mit seinen Arbeitnehmern auch eine sogenannte Nettolohnvereinbarung bezüglich des Beitrags zur betrieblichen Krankenversicherung treffen. Der Arbeitgeber übernimmt dann sämtliche auf den bKV-Beitrag entfallenden Steuern und Sozialabgaben, wobei diese Übernahme einen weiteren geldwerten Vorteil darstellt. Die Mehrbelastungen für den Arbeitgeber sind in der Regel überschaubar. Für den Arbeitnehmer ist die betriebliche Krankenversicherung bei dieser Lösung mit keinerlei Kosten verbunden. Eine Zustimmung des Personals ist infolgedessen nicht erforderlich und die Durchführung einer obligatorischen bKV wesentlich vereinfacht.
Wichtige Checkliste vor Abschluss der bKv
Bevor sich ein Unternehmen für einen Anbieter aus dem bKv-Sektor entscheidet, sollten einige relevante Punkte abgefragt werden.
- Wie leistungsstark sind die Tarife des Anbieters?
- Welche Mindestanzahl von Versicherten ist für einen günstigen Gruppentarif erforderlich?
- Werden die Beiträge mit oder ohne Altersrückstellungen kalkuliert?
- Verlangt der Anbieter eine Gesundheitsprüfung?
- Sind laufende Versicherungsfälle mitversichert?
- Ist der Beitrag für alle Arbeitnehmer unabhängig von Alter und Geschlecht der gleiche?
- Gibt es Wartezeiten?
- Wie erfolgt die Anmeldung der Mitarbeiter? Ist eine unkomplizierte, listenmäßige Anmeldung der Mitarbeiter möglich?
- Können Familienmitglieder mitversichert werden? Findet für sie eine Gesundheitsprüfung statt?
- Ist eine Beitragsbefreiung bei Ausfallzeiten möglich?
Eigene contra betriebliche Zusatzversicherung
Mitarbeiter, die bereits über Krankenzusatzversicherungen verfügen, sollten unbedingt prüfen, ob die neue betriebliche Krankenversicherung einen ähnlichen Leistungsumfang bietet und zu den persönlichen Anforderungen passt. Besteht nicht die Gefahr, sich leistungsmäßig zu verschlechtern, kann die bestehende Versicherung gekündigt oder in eine Anwartschaft umgestellt werden. Gegen Nachweis des frühestmöglichen Kündigungszeitpunktes darf der Mitarbeiter dann in den Gruppenvertrag aufgenommen werden. In die betriebliche Krankenversicherung nicht aufgenommen werden können:
- Auszubildende
- geringfügig Beschäftigte auf 450 €-Basis
- Leiharbeiter
- Saisonkräfte
- Zeitrentner wegen voller Erwerbsminderung
- Werkstudenten
- Praktikanten
Privat versichert bleiben trotz Kündigung oder Rente
Verlässt ein Arbeitnehmer das Unternehmen, hat er bei den meisten Policen die Möglichkeit, innerhalb von zwei Monaten seinen privaten Versicherungsschutz ohne erneute Gesundheitsprüfung, aber auf eigene Kosten fortzuführen. Auch Mitarbeiter, die das Rentenalter erreichen, können ihre Zusatzkrankenversicherung gegebenenfalls zu bKv-Konditionen fortführen. Der Arbeitgeberanteil zur bKV wird dann vom ehemaligen Mitarbeiter selbst übernommen. Viele Anbieter führen bei Elternzeit, Pflege- und Familienzeit sowie längerer Arbeitsunfähigkeit den Vertrag beitragsfrei fort.
In welchen Fällen erbringt eine betriebliche Krankenversicherung ihre Versicherungsleistungen?
Die betriebliche Krankenversicherung leistet genau für die Bausteine, die ein Unternehmen für seine Mitarbeiter ausgewählt hat. Sofern eine bestimmte Leistung in der Police aufgeführt ist, darf sie der versicherte Mitarbeiter auch in Anspruch nehmen.
Viele Unternehmen setzen auf sinnvolle Vorsorgemaßnahmen. Dann können ihre Mitarbeiter die bKv zum Beispiel für einen gründlichen Gesundheitscheck, ein großes Blutbild, spezifische Krebsvorsorge-Untersuchungen, hoch auflösende Ultraschall-Untersuchungen oder Schutzimpfungen in Anspruch nehmen. Für werdende Mütter bieten bKv-Tarife ein umfassendes Vorsorgeprogramm, ältere Mitarbeiter beugen durch regelmäßige Untersuchungen des Herzens, der Gefäße oder der Knochen vor. Mit Zahntarifen der betrieblichen Krankenversicherung können Versicherte ihren Eigenanteil im Bereich Zahnersatz erheblich senken und eine beträchtliche Kostenübernahme für Kronen, Zahnprothesen, Brücken, Stiftzähnen und Implantate erhalten. Entscheiden sich Betriebe für Module wie „Sehhilfe“, „Heilpraktiker“ oder „Reise“ profitieren Versicherte auch in diesen Bereichen von einem Privatpatientenstatus mit vielen Vorteilen.
In welchen Fällen erbringt eine betriebliche Krankenversicherung ihre Versicherungsleistungen nicht?
Eine betriebliche Absicherung ist immer nur als Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung zu sehen. Deshalb kann sie keine umfassende Grundversorgung leisten. Arbeitnehmer können nur die Bausteine in Anspruch nehmen, die vom Unternehmen ausgewählt und in der Police verankert worden sind. Gibt es beispielsweise keinen Baustein „Sehhilfe“, wird die bKv in keinem Fall die Anschaffung einer neuen Brille oder von Kontaktlinsen unterstützen. In einer bKv Versicherte sollten deshalb die Konditionen ihrer Police kennen und vor einer ärztlichen Behandlung prüfen.
Ist es möglich, zusätzliche Bausteine mitzuversichern?
Die Versicherungsgesellschaften bieten für ihre Lösungen zur betrieblichen Krankenversicherung einen umfangreichen Baukasten an Modulen, aus dem sich Unternehmen bedienen dürfen. So können Betriebe eine ganz individuelle und attraktive Gesundheitsversorgung für ihre Mitarbeiter kreieren. Die Krankenzusatzversicherung dient in erster Linie dazu, immer größer werdende Lücken in der gesetzlichen Krankenversicherung abzudecken.
So sorgen Module für Zahnbehandlungen, Zahnersatz oder Sehhilfen für eine gute Absicherung bei medizinisch notwendigen, aber teuren Therapien, welche die gesetzlichen Kassen nicht mehr bezahlen. Seitdem die GKVs ihren Leistungskatalog immer weiter einschränken und die Kosten für Sehhilfen oder Zahnersatz nur noch teilweise oder gar nicht mehr übernehmen, gewinnt die private Vorsorge durch den Arbeitgeber immer mehr an Bedeutung.
Die Police einer betrieblichen Krankenversicherung kann aber auch ganz spezielle und auf die Belegschaft zugeschnittene Bausteine enthalten. Mit Vorsorge-Modulen können dann zum Beispiel Sportler ihre Lungenfunktion oder ihren Laktatwert testen lassen, um sich optimal auf Training oder Wettkämpfe einzustellen. Ältere Mitarbeiter erhalten ihre Arbeitskraft durch erweiterte Vorsorgeuntersuchungen wie den Osteoporose-Check oder das Glaukom-Screening.
Bei der großen Palette an verfügbaren Leistungsbausteinen für eine betriebliche Krankenversicherung sollten Unternehmen freilich nicht den Überblick verlieren. Der Marktplatz der bKv ist oft unübersichtlich und bietet auch Module ohne großen Nutzen. Etwa den Extrareiseschutz im Ausland, der überall und oft günstiger zu haben ist. Sinnvoll finden Experten dagegen ambulanten oder stationären Schutz, damit Mitarbeiter schnell einen Facharzttermin oder eine Operation bekommen.
Wann setzt der Versicherungsschutz der betrieblichen Krankenversicherung ein?
Der Versicherungsschutz beginnt in der Regel nach Abschluss des Vertrages zum Ersten des Monats, der zwischen dem Arbeitgeber und dem Anbieter der bKv vereinbart wird. Voraussetzung ist natürlich, dass der Mitarbeiter zum Vertrag angemeldet worden ist. Die in der Police festgelegten Leistungen gelten bei den meisten Versicherern sofort ab Versicherungsbeginn. Die ansonsten bei einer privaten Krankenversicherung üblichen Wartezeiten entfallen bei der betrieblichen Krankenversicherung.
Nach welchen Faktoren wird der Beitrag zur betrieblichen Krankenversicherung berechnet?
Die betriebliche Krankenversicherung bietet Gesundheitsfürsorge mit Privatpatientenstatus zu äußerst günstigen Tarifen. Die Kosten für eine betriebliche Krankenversicherung können jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Je nachdem, welche Leistungsbausteine ausgewählt werden und auf welche der Betrieb lieber verzichtet.
Der tatsächliche Beitrag zur betrieblichen Krankenversicherung ist zumeist ein Mittelwert, der sich aus dem durchschnittlichen Alter und der Anzahl der versicherten Arbeitnehmer sowie der Branche errechnet. Je niedriger das Durchschnittsalter der Belegschaft, desto günstiger sind wahrscheinlich auch die Prämien. Die Kosten für die betriebliche Krankenversicherung sind für Männer und Frauen gleich, da es sich stets um sogenannte Unisex-Tarife handelt. Die Mehrheit der Versicherer kalkuliert seine Preise für eine betriebliche Krankenversicherung ohne Alterungsrückstellung, womit die Kosten deutlich gedrückt werden können.
Welchen Nutzen hat ein Vergleich der betrieblichen Krankenversicherung für mich?
In kaum einem Bereich sind die Wahl- und Kombinationsmöglichkeiten so groß wie bei der betrieblichen Krankenversicherung. Die Anbieter offerieren eine Vielzahl von Leistungsbausteinen, die ganz individuell zu einem attraktiven Versicherungspaket geschnürt werden können. Dabei unterscheiden sich die Versicherer hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Konditionen für eine Zusatzversicherung ganz erheblich. Ein genauer Vergleich der Angebote ist deshalb unumgänglich und lohnenswert. Unterschiede bei der Berechnung der Tarife, bei Zugangsvoraussetzungen oder der Einbeziehung von Familienangehörigen sollten genau unter die Lupe genommen werden. Auch Kriterien wie die Weiterversicherung bei Kündigung oder im Rentenalter, die Handhabung der Verträge bei langfristiger Arbeitsunfähigkeit, Eltern- oder Pflegezeit, der Umgang mit Doppelversicherungen, der Administrationsaufwand für das Unternehmen sowie die notwendige Teilnehmerzahl für eine betriebliche Krankenversicherung müssen verglichen und geprüft werden, bevor man sich für einen Versicherungspartner entscheidet.
Ist es möglich, den Versicherungsschutz und die Versicherungsbeiträge flexibel an meine Bedürfnisse anzupassen?
Die betriebliche Krankenversicherung ist frei und ganz subjektiv konfigurierbar. Dank auswählbarer einzelner Module von A wie Arzneimittel bis Z wie Zahnbehandlung lässt sich die Absicherung an den Betrieb, die speziellen Bedürfnisse seiner Mitarbeiter und die jeweiligen Rahmenbedingungen des Unternehmens anpassen. Über die Auswahl der Leistungsbausteine lassen sich auch die Kosten für die betriebliche Krankenversicherung steuern. Häufige Leistungsbestandteile sind
- zuzahlungsfreie Arzneimittel
- Zahnprophylaxe, Zahnbehandlungen und Zahnersatz
- freie Arztwahl
- 1-Bett oder 2-Bett Zimmer im Krankenhaus
- Vorsorgeuntersuchungen wie Blutbild, Darmkrebsvorsorge, EKG, Glaukom-Früherkennung, Gynäkologische Vorsorge für Frauen inklusive Ultraschall, Hautkrebsvorsorge, Schlaganfallvorsorge, urologische Vorsorge für Männer mit Ultraschall
- Auslandsreisekrankenversicherung
- Krankentagegeld
- Naturheilkunde für Heilpraktiker und Homöopathie
- Sehhilfen
- Schutzimpfungen
Größere Unternehmen haben die Möglichkeit, verschiedene Gruppen mit unterschiedlichem Versicherungsschutz anzubieten. Dabei sollten die einzelnen Gruppen mindestens zehn Teilnehmer umfassen.
Kann ich die Versicherungsbeiträge von der Steuer absetzen?
Wenn der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern eine betriebliche Krankenversicherung zur Verfügung stellt und diese voll finanziert, sind die Ausgaben für die bKv-Prämien als Betriebsausgaben vom Finanzamt anzuerkennen.
Bei einer betrieblichen Krankenversicherung ist der Arbeitgeber der Vertragspartner des Krankenversicherungsunternehmens. Der Arbeitnehmer ist versicherte Person. Übernimmt der Arbeitgeber die vollständige Zahlung der Prämien sind diese Beiträge als Betriebsausgaben absetzbar. So regelt es § 4 Abs. 4 Einkommensteuergesetz (EStG).
Die vom Arbeitgeber übernommenen Beiträge zur bKV sind eine unentgeltlich gewährte Leistung. Als geldwerten Vorteil ist dieses Extra zu versteuern, außerdem sind Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Beides kann der Arbeitnehmer oder der Arbeitgeber übernehmen. Hierzu stehen verschiedene Modelle zur Verfügung:
- Der Arbeitnehmer versteuert den geldwerten Vorteil (§ 8 Absatz 2 EStG). Er zahlt zusätzlich den Arbeitnehmeranteil der Sozialversicherungsbeiträge
- Der Arbeitgeber übernimmt die individuelle Versteuerung: der bKv-Beitrag wird als Nettolohn auf den Bruttolohn gerechnet; die Übernahme durch den Arbeitgeber ist ein zusätzlicher geldwerter Vorteil für den Arbeitnehmer, der zu versteuern ist.
- Der Arbeitgeber übernimmt die pauschale Versteuerung nach § 40 Abs. 1 Nr. 1 EStG; eine pauschale Versteuerung ist möglich, wenn der Arbeitgeber die Beiträge zur bKv jährlich zahlt, die bKv für eine größere Zahl von Mitarbeitern abgeschlossen wird und die Pauschalierung der sonstigen Bezüge 1.000 Euro je Mitarbeiter und Kalenderjahr nicht übersteigt.
Worauf muss ich bei der Kündigung meiner betrieblichen Krankenversicherung achten?
Der Vertrag für eine betriebliche Krankenversicherung endet durch Kündigung einer der Vertragsparteien. Der Arbeitgeber kann den bKv-Vertrag nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit (meist ein Kalenderjahr plus Rumpfjahr) jährlich unter Einhaltung der dreimonatigen Kündigungsfrist zum Ende des Kalenderjahres kündigen.
Für den einzelnen Mitarbeiter endet der private Krankenversicherungsschutz beispielsweise, wenn er vom Arbeitgeber aus dem Vertrag abgemeldet wird. Abmeldungen kann grundsätzlich nur der Arbeitgeber durchführen. Dabei hat er die Pflicht, den betroffenen Arbeitnehmer über die Kündigung und die Fortführungsmöglichkeit der privaten Zusatzversicherung auf eigene Kosten zu informieren. Nach Verlassen des bKv-Gruppenvertrages können Mitarbeiter das Versicherungsverhältnis meist unter Berücksichtigung ihres aktuellen Alters zu den Bedingungen der Einzelversicherung fortführen. Die aus dem bKv-Vertrag erworbenen Rechte werden dabei angerechnet.
Worauf muss ich bei einem Wechsel meiner betrieblichen Krankenversicherung achten?
Ein Wechsel der betrieblichen Krankenversicherung muss wohl überlegt und geplant sein. Auf keinen Fall dürfen ausschließlich günstigere Prämien für den Transfer von einem Anbieter zum anderen den Ausschlag geben. Denn bei weitem nicht alle Angebote lohnen. Policen zu Kampfpreisen mit wenig Inhalt können einer Firma und ihren Mitarbeitern am Ende eher schaden als nutzen.
Zum Beispiel, wenn eine Versicherung lediglich einen Bruchteil einer privaten Zahnarztrechnung übernimmt oder zwar ein freies Hautkrebs-Screening spendiert, sich für die Behandlung aber nicht zuständig fühlt. Auch das Leistungspaket der neuen bKv muss also stimmen und den Mitarbeitern einen echten Mehrwert bringen. Gute Anbieter übernehmen einen Großteil der Kosten für Behandlungen, Medikamente und Vorsorgeuntersuchungen, die von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht gedeckt sind. Im Sinne seiner Arbeitnehmer sollte das Unternehmen bei einem Wechsel für einen lückenlosen Versicherungsschutz sorgen und daher den Abschluss einer neuen Police rechtzeitig in die Wege leiten.
Welche Vorteile bietet die betriebliche Krankenversicherung?
Nur gewinnen können Arbeitgeber und Arbeitnehmer laut Experten der Versicherungsbranche mit der betrieblichen Krankenversicherung. Für die Mitarbeiterbindung, -motivation und -gewinnung ist die bKv ein geeignetes Instrument. Denn sie ermöglicht ihren Mitarbeitern in Zeiten leistungsschwächerer Krankenkassen Prävention und ärztliche Versorgung auf dem Niveau einer privaten Versicherung in Anspruch zu nehmen. Damit bleibt die Belegschaft nicht nur gesünder und fitter, sondern auch produktiver. Unternehmen steigern mit dem Angebot einer betrieblichen Krankenversicherung ihr Image als sozialer Arbeitgeber und ihre Wettbewerbsfähigkeit im Kampf um gut ausgebildete Arbeitskräfte. Der Verwaltungsaufwand für eine betriebliche Krankenversicherung hält sich dank Unterstützung der Versicherungsunternehmen in Grenzen. Die Kosten können vom Arbeitgeber als Betriebsausgabe von der Steuer abgesetzt werden.
Für die Mitarbeiter bedeutet die betriebliche Krankenversicherung ein attraktives Angebot zur Verbesserung ihrer Gesundheitsversicherung. Zu sehr günstigen Beiträgen oder bei kompletter Arbeitgeberfinanzierung sogar zum Nulltarif können sinnvolle Vorsorgemaßnahmen und eine bessere ärztliche Betreuung genutzt werden. Vor allem für Personen, die eine Gesundheitsprüfung durch die private Krankenversicherung nicht bestehen würden, eröffnet die bKv einen Weg in die private Absicherung. Die Gruppentarife der bKv verlangen meist eine einfach oder keine Gesundheitsprüfung und garantieren die Aufnahme für jeden Mitarbeiter. Der Versicherungsschutz wird ohne Wartezeit gewährt und umfasst sogar schon bestehende Versicherungsfälle. Darüber hinaus dürfen auch Familienangehörige in die bKv aufgenommen werden und von besseren Therapien profitieren. Leistungsdefizite der bestehenden gesetzlichen Krankenversicherung können so ausgeglichen werden.
Welche Nachteile hat eine betriebliche Krankenversicherung?
Die betriebliche Krankenversicherung hat noch einen langen Weg vor sich. Denn sie ist für Unternehmen nicht verpflichtend und nur als freiwillige Leistung zu haben. Noch ist bei weitem nicht jeder Arbeitgeber überzeugt, dass eine private Krankenversicherung eine attraktive Arbeitgeberleistung für die Belegschaft darstellt. Viele geben an, noch kein solches Angebot in Erwägung zu ziehen. Andere wollen die bKv zwar anbieten, aber nicht arbeitgeberfinanziert. Es sind eher die kleinen Unternehmen, die eine betriebliche Krankenversicherung im Kampf um Fachkräfte einsetzen möchten.
Eine Entscheidung des Bundesfinanzministeriums hat der betrieblichen Krankenversicherung einen weiteren Nachteil beschert. Seit 2014 dürfen Ausgaben für die betriebliche Krankenversicherung nicht mehr zu den 44 Euro zählen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern im Monat steuer- und abgabenfrei zukommen lassen können. Seitdem müssen Arbeitnehmer Zahlungen, die ihr Arbeitgeber für ihre private Krankenzusatzversicherung aufwendet als geldwerten Vorteil versteuern und obendrein Sozialversicherungsabgaben berappen.
Fraglich ist außerdem, was mit der betrieblichen Krankenversicherung bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes, dem Renteneintritt oder einer längeren Arbeitsunfähigkeit geschieht. Wenn ein Arbeitnehmer das Unternehmen verlässt, hat er bei den meisten Versicherungsunternehmen die Chance, innerhalb einer gesetzten Frist seinen Versicherungsschutz ohne erneute Gesundheitsprüfung fortzuführen – allerdings zu Einzelvertragskonditionen und auf eigene Kosten.